Creative Camp Bayern 2021
Kreativtalente aus ganz Deutschland engagieren sich für die Zukunft der Altstadt Regensburg
Die Altstadt von Regensburg bietet einen hohen Anteil inhabergeführter Betriebe, engagierter Unternehmer sowie eine spannende Kombination aus Weltkulturerbe und urbaner Jugend- bzw. Studentenstadt. Die Regensburgerinnen und Regensburger lieben ihre Altstadt und legen großen Wert darauf, dass die besondere Atmosphäre auch bei allen weiteren Planungen bewahrt wird.
Dennoch hat der Lockdown in den vergangenen Monaten empfindliche Lücken im Stadtbild hinterlassen, der lokale Handel musste stellenweise weichen und Leerstände prägen zunehmend das Straßenbild. Erste Projekte in Zusammenarbeit mit Händlern und der Kreativszene wurden bereits erfolgreich umgesetzt, um die leerstehenden Flächen mit Leben zu füllen. „Die Altstadt Regensburg“ ist mehr als ein Projekt, es ist eine Marke, die es zu schützen gilt und mit Innovation und Kreativität für die Zukunft belebt werden muss.
Neue Impulse und Herangehensweisen für erfolgreiches Stadtmarketing erhoffen sich die Stadt Regensburg, das Forum Kreativwirtschaft e.V. sowie die Faszination Altstadt e.V. von den diesjährigen Teilnehmenden des Creative Camp Bayern. Da die 15 Teilnehmenden aus verschiedenen deutschen Kreativ- und Kommunikationsbereichen innerhalb eines Tages praktikable und inspirierende Lösungen erarbeiten mussten, bezog sich das Briefing auf die zentrale Frage: „Kommunikationsplattform Leerstände“ – Wie können wir kreativ mit dem Leerstand der Altstadt Regensburg umgehen, sodass sich alle Zielgruppen mitgenommen fühlen, der Markenkern „Altstadt“ berücksichtigt wird, die Kultur- und Kreativwirtschaft eingebunden werden kann und auch eine Finanzierungsmöglichkeit bedacht wird.
Aufgeteilt in drei Gruppen und angeleitet von jeweils zwei Coaches zogen sich die jungen Kreativtalente nach dem morgendlichen Briefing in ihre Arbeitsräume im Degginger zurück. Bis zur Präsentation ihrer Ideen erfolgten Brainstormings, strategische Abwägungen, Recherchen und Analysen, Befragungen der Regensburgerinnen und Regensburger in der Altstadt, kreative Skizzen und Namen für neue Projekte. Einige Teilnehmenden brachten als Einwohner von Regensburg wichtige Insights mit in die Überlegungen, andere wiederum fügten Erfahrungen und Impulse aus ihren jeweiligen Heimatstädten hinzu. Der Blick über den kreativen Tellerrand sollte neue Erkenntnisse bringen und so stieg die Erwartungshaltung, als die drei Gruppen ihre Strategien kurz und prägnant gegen 18 Uhr auf der Bühne des Degginger vor einem Jury-Gremium bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, des Bayerischen Wirtschaftsministeriums sowie den Veranstaltern und Auftraggebern präsentierten.
Entstanden sind drei sehr überzeugende und praktikable Ansätze, die die Jurorinnen und Juroren begeisterten. Da sich die Schwerpunkte der kreativen Strategien der drei Teams sehr unterschieden, konnte jedoch am Abend kein eindeutiger „Sieger“ ausgemacht werden. Die Ideen werden zu einem späteren Zeitpunkt in ausführlicher Form den Entscheidern der Stadt Regensburg zur weiteren Planung vorgestellt. Auch Kombinationen verschiedener Ideen aus den drei Gruppen ist denkbar. Die Talente werden in die weiteren Umsetzungen und Maßnahmen auch nach Ende des Creative Camp Bayern integriert und einige werden vermutlich sehr bald wieder die Reise nach Regensburg antreten.
Die Strategien im Überblick:
Strategie: Vielfalt & Community
RAUMTEILER REGENSBURG – Mehrstand statt Lehrstand
Viele Ideen scheitern an den hohen Mieten! Ausgehend von diesem Insight orientierte sich Team 3 an den Vorbildern studentischer Lösungen. Im Vordergrund steht der Community-Gedanke und das Leerstand-Sharing nach dem Vorbild einer WG. Die Raumteiler-Plattform funktioniert wie ein Hybrid aus Tinder und Immoscout und bringt Kreativschaffende, Händler und Vermieter an einen Tisch – nicht nur digital über die Plattform, sondern auch durch attraktive Netzwerkveranstaltungen mit attraktiven Angeboten für die Regensburger. Zur Finanzierung werden „Raumpaten“ gesucht, die über ihre Finanzierung einen attraktiven Imagetransfer nutzen können. Die WG-Mieter müssen sich in einem großangelegten Pitch bei den Mieteigentümern bewerben. Regionale Influenzer und idealerweise die Oberbürgermeisterin als Schirmherrin sollen für die Akzeptanz und das Interesse bei den Einwohnern sorgen.
Strategie: Verantwortung & Innovation
UNSERE ALTSTADT. UNSER RAUM. – Marken erleben / Menschen verbinden
Die Regensburger Altstadt lebt von der Kombination aus Tradition und Moderne. Team 1 holte sich die Wünsche der Einwohner direkt per Befragung in der Innenstadt ab und fand schnell heraus, dass neben Handwerk und Kultur auch neue Impulse und Zukunftsthemen gewünscht sind. Die Idee: Unternehmen der Region in die Verantwortung nehmen und ihnen die Möglichkeit von „Brand Touchpoints“ geben, die sie in Zusammenarbeit mit der Kultur- und Kreativszene, aber auch der Hochschule nachhaltig mit Leben füllen. Wissensaustausch, Working Space, New Work und Karriereperspektiven sowie Kulturevents sorgen für den notwendigen Schulterschluss von Unternehmen, Forschung und Kreativbranche. Die Altstadt wird belebt, neue Impulse für auswärtige Gäste gegeben, das Image als Studentenstadt aufgewertet und die Unternehmen aus den Randbereichen in die Innenstadt und damit in den Austausch mit den Regensburgern gebracht.
Strategie: Selbstbestimmung & Begegnungsstädte
RE:CREATE – Von Regensburgern für Regensburg
Die Regensburger lieben ihre Altstadt. Für Team 2 besteht die Lösung darin, die Experten über die Zukunft entscheiden zu lassen, die das Problem am meisten betrifft – die Regensbürger. Mit einer groß angelegten und breit kommunizierten Kunstaktion im öffentlichen Raum inszeniert RE:CREATE einen zentralen Auftakt. Das Blaue Haus am Neupfarrplatz wird illuminiert und 24 Stunden (gesichert durch Security) für die Regensbürger geöffnet. Jeder kann seine Ideen und Impulse an die Wände der leerstehenden Räume des Blauen Hauses malen. Anschließend werde alle Ideen zur Abstimmung an ein Prüfungsgremium gegeben und in einer anschließenden Bürgerwahl freigegeben. Gutscheine von Händlern, Restaurants, Universität und Unternehmen motivieren zu aktiven Bürgerteilnahme. Erste konkrete Ideen wie eine Urbane Pflanzenwelt, Begegnungshäuser oder Co-Working-Spaces wurden bereits skizziert.
Fotos von Günter Distler, CommClubs Bayern e.V.