Das Theater Regensburg als Vorreiter: Erste Klimabilanz veröffentlicht

Autor: Dr. Matthias Schloderer, Kaufmännische Geschäftsführung

Nachhaltigkeit ist schon lange kein „Schönwetterthema“ mehr. Theater stehen als öffentlich geförderte Häuser besonders in der Verantwortung, ihren Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit den begrenzten Ressourcen dieser Welt zu leisten. Im Rahmen des „Green Deals“ hat die Stadt Regensburg Strukturen geschaffen, um die Energiewende zu schaffen und Klimaziele zu erreichen. Das Theater Regensburg möchte als Vorreiter der Stadtgesellschaft vorangehen und seinen Beitrag zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele leisten. Hierfür wurde in der Spielzeit 21/22 gemeinsam mit dem Projektbüro WHAT IF ein umfassender Nachhaltigkeitsprozess gestartet, in dessen Analysephase wesentlicher Bestandteil die Erstellung der ersten Klimabilanz des Hauses war. Im nächsten Schritt sollen systematisch Handlungsfelder herausgearbeitet werden, über die die Senkung bzw. Kompensation von Treibhausgasemissionen angestrebt werden.

Das Theater Regensburg hat also nun als eines der ersten Fünfspartenhäuser Deutschlands eine Klimabilanz vorgelegt. Die Bilanzierung der Treibhausgasemissionen erfolgte auf Basis des Greenhouse Gas Protocols (GHG), dem international am weitesten verbreiteten und anerkannten Standard für Klimabilanzierung. Zur Bestimmung der Treibhausgasemissionen des Theaters wurden Betriebsdaten der letzten vollständigen Spielzeit vor Corona (2018/19) herangezogen. Zusätzlich wurde in der Spielzeit 2021/22 eine Publikums- sowie eine Beschäftigtenbefragung durchgeführt, um Daten im Bereich Mobilität in die Klimabilanz einbeziehen zu können.

Besonders relevant ist bei der Bilanzierung die Einteilung der Emissionen in drei sogenannte „Scopes“: Während Scope 1 alle direkt in eigenen Anlagen erzeugten Emissionen umfasst, umfasst Scope 2 Emissionen, die mit leitungsgebundener Energie (z. B. Strom, Fernwärme) verbunden sind. Scope 3 wiederum umfasst die Emissionen aus vor-und nachgelagerten Prozessen. Während eine Bilanzierung der Scope-1-und Scope-2-Emissionen nach den gängigen Standards obligatorisch ist, müssen Scope-3-Emissionen nicht vollständig quantifiziert werden, wenn es die Datenlage sowie die vorhandenen Ressourcen nicht zulassen. Die Aufteilung der Emissionen am Theater Regensburg ist in folgendem Diagramm dargestellt:

Das Theater Regensburg emittiert aktuell pro Saison insgesamt 1.173,48t CO2-Äquivalente. Umgerechnet auf jede:n feste:n Mitarbeiter:in ergibt sich ein Wert von 3,74t CO2e, umgerechnet auf jedes verkaufte Ticket ein Wert von 7,10kg CO2e. Durch die Umstellung auf Ökostrom wurde in der Zwischenzeit bereits ein großer Schritt zu einem klimafreundlicheren Betrieb in Scope 2 eingeleitet.  Der größte Anteil der Emissionen wird tatsächlich jedoch nicht durch das Theater selbst emittiert, sondern entsteht in Scope 3 indirekt durch die An- und Abreise zu Vorstellungen:

Knapp 50% der befragten Besucherinnen und Besucher kommen aktuell mit dem Auto zu den Vorstellungen. Sicherlich ist dieser Anteil im Moment auch deshalb so hoch, da in Zeiten der Pandemie manche Personen Busse meiden und sich in den kalten Monaten das Fahrrad nicht jeden Tag als geeignetes Verkehrsmittel anbietet. Dennoch: Alle Spielstätten des Hauses sind hervorragend per Fahrrad oder durch den RVV angebunden. Die Befragung hat ergeben, dass 36% der Befragten gar nicht wussten, dass das RVV Ticket im Eintrittspreis enthalten ist – vielleicht ist das für einige Besucher:innen in Zukunft ein Anreiz, gerade in den Sommermonaten klimafreundlicher zu uns anzureisen?

Detaillierte Ergebnisse gibt es hier.