Erstes Netzwerktreffen der ländlichen Coworking Spaces


Am Samstag, dem 19. September, trafen sich zum ersten Mal Betreiber von Coworking Spaces auf dem Land zum gemeinsamen Austausch. Das Netzwerktreffen fand im Rahmen des Silicon Vilstal Erlebnisfestival statt, das dieses Jahr – wegen Corona nur in stark reduzierter Form – unter der Leitung von Helmut Ramsauer stattfand. 

Moderiert wurde das Netzwerktreffen von Hans-Peter Sander, der bereits seit 2013 das Denkerhaus in Dießen am Ammersee als Coworking Space betreibt und seit diesem Jahr das Bayern-Büro des CoWorkLand e.G. leitet, das sich als starkes Netzwerk besonders für die Belange von flexiblen Arbeitsformen im Ländlichen Raum engagiert. Sander hatte im Vorfeld viele Akteure und Akteurinnen um sich gesammelt und sie zu diesem ersten Netzwerktreffen eingeladen. Vorausgegangen waren bereits virtuelle Treffen mit bis zu 12 Initiativen. Als Vertreterin vom BLVKK nahm Sabine Gollner teil, die das BLVKK Ressort „Stadt-Land-Dialog“ leitet.
Fünf Coworking Initiativen hatten die Gelegenheit sich mit ihrer Arbeit vorzustellen, in jeweils einer halben Stunde berichteten sie über ihre Fortschritte und Erfahrungen und erhielten Feedback und Anregungen von ihren KollegInnen.
Den Anfang machte Sander selber mit dem Denkerhaus, einem 2013 LEADER geförderten Projekt, das seitdem erfolgreich flexible Arbeitsplätze anbietet.
„Utopie Zukunft“ hieß der Vortrag über das entstehende, innovative Gemeinschaftsprojekt namens „Vo Halm“ aus Andorf, Mittelfranken.
Das Kontour Werk in Herrsching am Ammersee berichtete über ihren Anfang 2020 gestarteten Cafébetrieb, der sich seit der Corona-Krise noch mehr auf gemeinsame Arbeitsflächen und die Vermietung von Coworking Spaces konzentriert.
Auch der Coworking Space Schaltzentrale in Bad Berneck in Oberfranken, der durch das Netzwerk KÜKO betrieben wird, kann von schwierigen Zeiten berichten: erst durch Brandschutzauflagen, später durch Corona, wurde der Betrieb so stark eingeschränkt, dass die Zukunft des 2017 eröffneten, vielversprechenden Projekts nun an einem seidenen Faden hängt.
Zuletzt präsentierte das 3-D Lernlabor RegioLab in Eggenfelden ihre erstaunlich gut ausgestatteten Facilities, die aber leider gegenwärtig untergenutzt sind.
Andere anwesende Coworking Spaces bzw. Initiativen waren z.B. Draussen aus Oberbayern, und AkteurInnen, die gerne selber einen Coworking Space starten würden und sich inspirieren ließen.
Was klar wurde: die meisten Initiativen stellen sich sehr ähnlichen Problemstellungen und erfahren häufig zu wenig Unterstützung z.B. durch regionale Verwaltung, Wirtschaftsförderung usw. Der Bürgermeister von Geisenhausen, Josef Reff, der sich auch an den Gesprächen beteiligte, brachte dazu eine wichtige Perspektive ein: „Oft wissen die Leute in der Verwaltung gar nicht, was Coworking und ähnliches überhaupt bedeutet“.
Dass die gegenwärtigen Diskussionen über Home-Office und neue Arbeitsmethoden eine Infrastruktur von Coworking Spaces bisher zu wenig berücksichtigen, wundert deshalb nicht. Dabei wäre es besonders auf dem Land wichtig eine Infrastruktur für die Kultur- und Kreativwirtschaft zu schaffen und zu unterstützen, die KollegInnen aus ihrem urbanen Umfeld wiedererkennen können, um die Attraktivität des ländlichen Raums als Arbeitsplatz zu fördern.
Ein besonders nützlicher und aktueller Beitrag zu diesem Thema sind die durchgeführten Trendstudien vom Denkerhaus Ammersee: Hans-Peter Sander befragte Pendler über ihre Nutzung und Einstellung von Home-Office – im Vergleich vor und dann während der Corona-Krise.
(Die Befragung finden Sie hier).
Diese aufschlussreiche Studie ergänzt auch eine aktuelle Forderung von CoWorkLand an die Politik: das „Recht auf Home-Office“, das gesetzlich verankert werden soll, sollte erweitert werden auf ein „Recht auf flexibles oder mobiles Arbeiten“. Dies würde es unter anderem Arbeitnehmern ermöglichen Kosten für ihren Coworking Space geltend machen zu können, nicht nur für ihren Arbeitsplatz zuhause u.v.m. Hier finden Sie das von vielen Initiativen unterzeichnete Positionspapier. 

Abschließend: Sabine Gollner vom BLVKK bot auch die Möglichkeit der Unterstützung von Vereinsgründungen von Ländlichen Netzwerken der Kultur- und Kreativwirtschaft an.
Ein vielversprechender Anfang: die AkteurInnen waren sich einig, dass diese Art von Austausch so erfolgreich war, dass sie fortgesetzt werden sollte. Ein nächstes Netzwerktreffen der Coworking Spaces im Ländlichen Raum soll sich z.B. mit Fördermöglichkeiten befassen.
Weiterführende Informationen hier.

Wer sind für Themen rund um Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum interessiert und einbringen möchte, meldet sich unter stadtland@blvkk.de