Innovationsmotor und Standortfaktor
Eine neue Studie zeigt, wie sich die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern nachhaltig positionieren kann. Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und der Bayerische Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK) appellieren an die Landespolitik.
„Die Corona-Pandemie hat kaum eine Branche so stark getroffen wie die Kultur- und Kreativwirtschaft», stellte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Bertram Brossardt bei der Vorstellung der Studienergebnisse beim Medienkongress der vbw in München fest. Tatsächlich dürften die Umsätze in der Branche nach einer neuen Studie von IW Consult GmbH Köln und dem Cultural Policy Lab Research Services an der LMU München dieses Jahr um 18 Prozent unter den 40,6 Milliarden Euro des Vor-Corona-Jahrs 2019 liegen. «Erholungstendenzen erwarten wir erst 2022», so Brossardt.
Gemeinsam mit dem BLVKK hatte die vbw die Studie in Auftrag gegeben, um belastbares und aktuelles Datenmaterial zur Branche zu erhalten. Hintergrund sind die gemeinsamen Bestrebungen, die Branche stärker in den Fokus von Landespolitik und Verbänden zu stellen. Die Branche sei ein Treiber für neue Technologien und Innovationen und müsse ein wichtiger Standortfaktor auf der politischen Agenda sein, sagte Brossardt.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie, zu der bayernweit Akteure und Unternehmen der Branche, aber auch Wirtschaftsförderer befragt wurden, wurden beim Medienkongress von den Studienleitern Dr. Karl Lichtblau und Dr. Christian Steinau vorgestellt. Dabei wurde einmal mehr klar, dass sich Strukturen und Umsatzzahlen der „eher gesellschaftlich orientierten“ Teilbranchen Buchmarkt, Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Musik und Filmwirtschaft deutlich von den „eher wirtschaftlich orientierten Teilbranchen“ Software & Games, Architektur, Rundfunkwirtschaft, Werbung, Designwirtschaft und Presse unterscheiden. Darauf müsse die Politik adäquat reagieren“, so Steinau.
In sechs Impulsen hat die Studie zusammengefasst, in welche Richtung eine entsprechend angepasste Landespolitik gehen müsste, um aus Wertschätzung auch Wertschöpfung zu machen.
BLVKK-Präsidentin Carola Kupfer nahm darauf konkret Bezug, indem sie die Landesregierung dazu aufforderte, gemeinsam mit der Branche an einer Vision für Bayern zu arbeiten. „So etwas entsteht am besten am runden Tisch. Lassen Sie uns also gemeinsam einen Creative Deal für Bayern entwickeln und umsetzen“, so Kupfer. Dazu brauche es eine Landesregierung, die erkennt, dass die Rahmenbedingungen für die Kreativwirtschaft und die soziokulturelle Infrastruktur eines Landes attraktiv sein müssen, um als interessanter Standort gehandelt zu werden. Letztendlich ginge es um Bayerns Zukunft als Kreativstandort, da dürfe man den Anschluss nicht verlieren.
Die vbw unterstützt diese Bestrebungen ausdrücklich. So sei die Branche ein Treiber für neue Technologien und Innovationen und müsse ein wichtiger Standortfaktor auf der politischen Agenda sein, sagte Brossardt. Das illustrierte auch Jan Knikker vom renommierten Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam: Er stellte auf dem Kongress Beispiele erfolgreicher Standortentwicklung in den Niederlanden vor – mit und durch die Kultur- und Kreativwirtschaft.
Die Studie „Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern – Standortbestimmung und Vision“ ist für alle zugänglich und als Download verfügbar.
Bildunterschriften (Fotos: vbw)
Bild 1: Dr. Karl Lichtblau (IW Consult GmbH) und Dr. Christan Steinau (Cultural Policy Lab Reserach Services) erläutern die wichtigsten Kennzahlen der Studie.
Bild 2: BLVKK-Präsidentin Carola Kupfer appellierte eindringlich an die Landesregierung, gemeinsam einen Creative Deal für Bayern zu entwickeln.